Sehr geehrte Frau Ihme,
kürzlich wurde die Fallstudie „Sexueller Kindesmissbrauch und die Arbeit der Jugendämter vorgestellt. Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass in einigen Fällen Hilfe möglich gewesen wäre, aber ausgeblieben ist. Betroffene Kinder oder Jugendliche waren teilweise grundsätzlich bereit, sich einer Fachkraft des Jugendamtes anzuvertrauen. Es gelang aber nicht, das dafür notwenige Vertrauen aufzubauen: Dazu hätte es Einzelgespräche ohne die Eltern, einen geschützten Rahmen und mehr Zeit für Gespräche gebraucht.
Zudem war für viele Betroffene das Jugendamt erst einmal mit Angst verbunden. Diese Ängste waren geprägt durch Medienberichte, durch das soziale Umfeld, aber auch durch Täter bzw. Täterinnen mit dem Ziel, bewusst eine Drohkulisse aufzubauen: Kinder würden aus den Familien genommen und sie kämen ins Heim, wenn sie mit dem Jugendamt sprechen.
Auch ein Mangel an fachlichen Kenntnissen war ausschlaggebend dafür, dass Fälle sexualisierter Gewalt nicht erkannt wurden und Kindern und Jugendlichen nicht geholfen wurde. Umfragen mit Fachkräften in Jugendämtern sowie aktuelle Fallanalysen deuten darauf hin, dass diese Probleme auch heute noch bestehen. Fachkräfte müssen kontinuierlich dazu befähigt werden, die Situation eines betroffenen Kindes zu erkennen und richtig einzuschätzen, um gegebenenfalls schützend eingreifen zu können.
Wir beantragen daher die Aufnahme des o.g. Punktes aus die Tagesordnung der nächsten Sitzung des JHA. Dazu bitten wir um Beantwortung der folgenden Fragen:
- Welche Schlüsse zieht das Iserlohner Jugendamt aus den Ergebnissen der genannten Fallstudie?
- Gibt es bereits konkrete Maßnahmen als Ergebnis der Untersuchung oder sind welche angedacht?
- Welche kontinuierlichen Schulungsmaßnahmen gibt es für die Beschäftigten?
- Gibt es eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Iserlohn und den Iserlohner Schulen? Wenn ja, wann wurde diese geschlossen und zuletzt angepasst?
- Wird die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch Internet, Soziale Medien usw. in der Kooperationsvereinbarung behandelt?
- Gibt es eine Liste vom Beratungspool. Wenn ja, ist die Liste aktuell? Wann wurde sie zuletzt aktualisiert?
- Werden in Iserlohn Kitaleitungen zum Thema Kinderschutz mit Hilfe von Landesmitteln geschult, wie es in Hemer praktiziert wird?
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Seckelmann
Stv. Fraktionsvorsitzender
Nancy Wolff
Ratsmitglied
Manuel Huff
Fraktionsgeschäftsführer